Wie das VDI TZ die Schule der Zukunft in Ostbelgien mitgestaltet
Seit April 2019 begleitet das VDI Technologiezentrum Ostbelgien in einem umfassenden Dialogprozess zur Zukunft des Bildungssystems. Im Auftrag des Ministeriums der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens führt das VDI TZ im Projekt breitangelegte Konsultationen durch. Nun sind die Ergebnisse der mittlerweile zweiten Online-Umfrage erschienen, in der die Meinung der ostbelgischen Bevölkerung zur Bildungsvision 2040 eingeholt wurde.
Die Bildungsvision 2040 definiert die strategischen Ziele, die bis 2040 erreicht werden sollen, um die Qualität der Bildung und die Bildungsgerechtigkeit in Ostbelgien zu erhöhen. Bereits für die Ausarbeitung der Bildungsvision beauftragte die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft das VDI TZ mit der Erhebung eines Meinungsbildes zum Schulsystem. „In einem breiten Dialogprozess, an dem sich die gesamte Bevölkerung Ostbelgiens beteiligen konnte, haben wir zahlreiche Handlungsoptionen als Grundlage für die weiteren Schritte auf dem Weg zu einer Gesamtvision diskutiert“, sagt Dr. Silke Stahl-Rolf, Bereichsleitung Innovation und Bildung am VDI TZ. Das interdisziplinäre Fachteam der Innovationsagentur interviewte Expertinnen und Experten des Bildungswesens, führte eine breit angelegte Online-Umfrage und eine Reihe von Vor-Ort-Dialogveranstaltungen durch und nahm die Auswertung und Analyse der Ergebnisse vor.
Online-Umfrage 2023 zur Bildungsvision
2023 beauftrage die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft das VDI TZ erneut mit der Durchführung einer Online-Umfrage; diesmal zur Bildungsvision 2040. „Im Fokus der Erhebung standen insbesondere die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler. Damit wurde der Slogan der Vision „Meine Bildung. Meine Zukunft!“ richtungsweisend für die inhaltliche Ausrichtung der Online-Umfrage“, erläutert Dr. Silke Stahl-Rolf.
Folgende Leitfragen standen im Mittelpunkt der Online-Umfrage:
- Wie sollen der Schultag und das Schuljahr getaktet sein? Zur Diskussion stand ein Modell, in dem auf sieben Wochen Unterricht zwei Wochen Ferien folgen, so dass es insgesamt weniger Ferien im Sommer und mehr Ferien in der dunklen Jahreszeit gibt.
- Welche Kompetenzen müssen Lernende erwerben, um auf die Arbeits- und Lebenswelt von morgen vorbereitet zu sein?
- Wie kann Schule noch besser den Bedürfnissen aller Lernenden gerecht werden?
Insgesamt nahmen 3944 Personen an der Befragung teil. Die größte Teilnehmenden-Gruppe stellten die Erziehungsberechtigten mit 1750 Personen dar, gefolgt vom Unterrichtspersonal (1201 Personen) und den Schülerinnen und Schülern (267 Personen). Die Teilnehmenden an der Umfrage hatten auch die Möglichkeit, Freitextantworten zu geben. Hiervon wurde ausgiebig Gebrauch gemacht – insgesamt kamen über 1000 Seiten Textantworten zusammen.
Die Ergebnisse: Grundkompetenzen und inklusive Bildung müssen gefördert werden
Die Ergebnisse bestätigen größtenteils die Befunde, die aus Vergleichsstudien und den Untersuchungen der Bildungsfachleute hervorgehen: Das ostbelgische Bildungswesen muss weitere Maßnahmen ergreifen, um folgende Kompetenzen besser zu fördern:
- Grundkompetenzen (Lesen, Rechnen, Schreiben)
- Mehrsprachigkeit
- überfachlichen Kompetenzen (Medienbildung, politische Bildung)
- sozio-emotionalen Kompetenzen
Außerdem muss das Bildungswesen seine Lehrkräfte noch besser im Umgang mit der zunehmenden Heterogenität unterstützen, um Chancengerechtigkeit und eine inklusive Bildung zu erreichen.
In der Frage der Schuljahrestaktung gehen die Meinungen auseinander. Die Mehrheit hat sich für die Beibehaltung des aktuellen Schuljahresrhythmus ausgesprochen, ein nicht unbeachtlicher Teil steht einer Veränderung jedoch offen gegenüber.
Und wie geht es nun weiter?
Jetzt geht es darum, im Sinne der Bildungsvision eine konkrete Strategie zu entwickeln. Die Bildungsstrategie wird zahlreiche Maßnahmen umfassen, die zum Erreichen der Bildungsvision beitragen. „Gerade auch in den vielen von uns gesichteten Freitextantworten finden sich hierfür zahlreiche Ideen“, sagt Silke Stahl-Rolf.